Wann vergisst ein Welpe seine Mutter?

Wenn ein kleiner Welpe einzieht, sind die ersten paar Tage ohne seine Mutter meistens schwer. Vielleicht weint er nachts viel und man stellt sich unweigerlich die Frage, ob der kleine seine Mutter vermisst und wann er sie vergessen wird. Aber wann verisst ein Welpe seine Mutter wirklich?

Ein Welpe vergisst seine Mutter nach dem Umzug ins neue Zuhause meistens nach ein paar Tagen, wenn sich der Trennungsschmerz gelegt hat und er sich in sein neues Rudel einlebt. Das heißt allerdings nicht, dass er seine Mutter nach Monaten oder Jahren nicht wiedererkennen kann.

Im Folgenden gehe ich näher darauf ein wie lange der Trennungssschmerz bei Welpen anhält, wovon dies abhängen kann sowie ob Welpen ihre Mutter generell wiedererkennen können.

Wie lange vermisst ein Welpe seine Mutter? ( Trennungsschmerz )

Die ersten Tage im neuen Zuhause sind für die meisten Welpen schwer. Der Kleine wird plötzlich aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen, dem Ort an dem er geboren wurde und wo er täglich die Wärme seiner Mutter spüren konnte.

Der neue Ort riecht plötzlich ganz anders und die Mutter und die Geschwister sind auf einemal nicht verschwunden. Das ist ganz schön viel was der kleine Hunde erst mal verarbeiten muss.

Kein Wunder, dass Welpen nach dem Umzug ins neue Zuhause oft erstmal etwas überfordert sind und Trennungsschmerz verspüren.

Wie lange Welpen ihre Mutter vermissen hängt von mehreren Faktoren ab. Unter anderem spielt es eine Rolle wie alt der Welpe bei der Abgabe war und wie sicher er sich in seinem neuen Zuhause fühlt.

Wenn Welpen zu früh von der Mutter getrennt werden (jünger als 8 Wochen), kann dies durchaus dazu führen, dass ein Welpe unter extremem Trennungsschmerz leidet und länger nach seiner Mutter weint.

In der Wildniss entwöhnen sich Welpen z.B. nicht vor einem bestimmten Zeitraum von der Mutter.

Bei Wolfswelpen und Welpen von wilden Hunden (z.B. Dingo) liegt dieser zwischen der 7. bis 9. Woche.

Das natürliche Alter in dem sich auch Haushundewelpen von ihrer Mutter lösen liegt auch ca. bei 8 Wochen.

Aber auch wenn die Welpen nun selbstständiger und nicht mehr so stark an ihre Mutter gebunden sind, sind sie dennoch auf ihr Rudel angewiesen.

Junge Wölfe und wilde Hunde bleiben für gewöhnlich noch bis zu einem Alter von 1-2 Jahren im Rudel ihrer Mutter und werden dort auch noch weiter erzogen.

Somit haben sie nach dem Entwöhnen von ihrer Mutter immer noch ihre Familie um sich und wachsen weiter in einem familären Umfeld auf.

Wenn wir einen Welpen zu uns nach Hause holen, holen wir ihn also auch aus seinem Rudel und müssen dafür sorgen, dass er sich auch in seinem neuen Rudel mit uns wohlfühlen kann.

Also auch der Umzug an sich, nicht nur weg von der Mutter, sondern auch weg von den Geschwistern, der Züchterfamilie und dem Zuhause, bedeutet eine große Umstellung für den Welpen und kann zu Traurigkeit in den ersten Tagen nach dem Umzug führen.

Schließlich sind Hunde Rudeltiere und verspüren immer eine starke Bindung zu ihrem Rudel.

Generell lässt sich sagen, dass wenn ein Welpe bei der Abgabe nicht zu jung war und er fürsorglich im neuen Zuhause aufgenommen wird, er seine Mutter dann auch nur die erste Nacht oder die ersten paar Tage vermisst.

Aber das ist natürlich von Welpe zu Welpe etwas unterschiedlich.

Viel Ablenkung kann auf jeden Fall helfen, dem Kleinen den Übergang zu erleichtern.

Wenn ein Welpe allerdings länger als eine Woche ständig weint und unruhig ist, besteht auch die Möglichkeit, dass es einen anderen Grund gibt. In so einem Fall kann es hilfreich sein, einen Tierarzt oder einen Hundetrainer/-Psychologen zu raten zu ziehen.

Nach circa 6-8 Wochen haben sich die meisten Welpen dann komplett in ihrem neuen Zuhause eingelebt und vermissen ihre Mutter somit auch überhaupt nicht mehr.

Wann vergisst ein Welpe seine Mutter?

Wenn ein Welpe nach ein paar Tagen im neuen Zuhause nicht mehr nach seiner Mutter weint und sie stark vermisst, heißt dass dann dass er sie vergessen hat?

Um die Frage ob und wann ein Welpe seine Mutter wirklich vergisst beantworten zu können, muss man sich zunächst die Frage stellen, an was sich ein Welpe überhaupt erinnern kann.

Hunde haben zwar ein gutes Gedächtnis, aber es ist noch nicht wissenschaftlich geklärt an wie viel und wie sie sich wirklich erinnern können.

Wenn wir Menschen uns and eine Person erinnern, passiert das oft im episodischen Gedächtnis (bzw. autobiografisches Gedächtnis). Das ist eine Art des Langzeitgedächtnisses, die dafür verantwortlich ist, dass wir Eindrücke, Situationen und Ereignisse aus der Vergangenheit wie einen Film vor unserem inneren Auge ablaufen lassen können.

Z.B. können wir an den Tag zurückdenken, an dem wir den Welpen abgeholt haben und uns genau daran erinnern wie alles abgelaufen ist.

Aber Hunde haben kein episodisches Gedächtnis in dem Sinne, dass sie sich an Vergangenes so genau zurückerinnern können als würden sie einen Film sehen. (In Studien konnte aber gezeigt werden, dass sie für kürzere Zeiten ein episodisch-ähnliches Gedächtnis haben.)

Somit wird der Welpe mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, wie wir, an seine Mutter und die gemeinsam verbrachte Zeit zurückdenken können.

Tatsächlich gehen Wissenschaftler auch davon aus, dass Tiere, wie auch Menschen, sich später sowieso kaum noch an die Babyzeit erinnern können. Dies scheint vor allem mit der Entwicklung des Gehirns zusammenzuhängen. [1]

Aber selbst wenn Hunde nicht die selbe Art von Gedächtnis haben wie wir, können sie ihre Mutter sowie andere Hunde und Menschen erkennen, wenn sie deren Geruch wahrnehmen.

Das ist dank des assoziativen Gedächtnisses möglich. Denn dadurch wird immer dann wenn man einen bestimmten Reiz wahrnimmt, eine Gefühlserinnerung ausgelöst.

Diese Art von Gedächtnis ist bei Hunden ähnlich gut ausgeprägt wie bei uns. Ein typisches Beispiel ist, dass ein Hund Angst bekommt, wenn er die Tierarztpraxis betritt, weil er diesen Ort mit einem Gefühl von Angst verknüpft.

Aber auch der Geruch von der eigenen Mutter kann so eine Gefühlserinnerung auslösen. Der Hund verknüpft positive Gefühle mit der Mutter und freut sich somit sie zu treffen.

Das Welpen früh eine positive Verknüpfung zu ihrer Mutter bilden ist keine Überraschung. Nicht nur sind sie in ihrem Buch aufgewachsen, sondern die Mutter versorgt sie auch nach der Geburt.

Zu Beginn sind die absolut hilflos und 100% von ihrer Mutter abhängig. Wenn sehr kleine Welpen z.B. in der Wildniss verloren gehen, haben sie sehr schlechte Überlebenchancen. Außerdem enthält die Muttermilch sogeannte Pheromone, die den Welpen das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben.

Und da Hunde vor allem Gerüche sehr gut zuordnen können, können sie sich wenn sie den Geruch der eigenen Mutter nach langer Zeit wieder riechen, wie es scheint auch wieder an sie erinnern.

Man kann also zusammenfassend sagen, dass ein Welpe seine Mutter zwar innerhalb kurzer Zeit gewissermaßen vergisst nachdem er in sein neues Zuhause eingezogen ist – er schwilgt nicht in Erinnerungen an sie.

Aber ganz vergessen tut er sie und vor allem ihren Geruch nicht, da die Assoziationen mit ihr im assoziativen Gedächtnis abgepeichert bleiben und jederzeit beim Zusammentreffen abgerufen werden können.

Somit kann sich ein Hund auch nach längerer Zeit noch an die positiven Gefühle erinnern, wenn er seine Mutter riecht.

Aber wie lange können diese Assoziationen aufrecht erhalten bleiben?

Würde ein Hund seine Mutter selbst nach Jahren wiedererkennen?

Auch wenn ein Welpe lange nicht mehr seine Mutter und Geschwister getroffen hat und sie schon lange „vergessen“ hat, heißt das also nicht, dass er sie nicht wiedererkennen kann, wenn er sie wiedertrifft.

Das das wirklich funktioniert, konnte schon in mehreren wissenschaflichen Experimenten gezeigt werden.

So hat Peter Hepper von der School of Psychology at the Queens University of Belfast in Nordirland z.B. einige Studien dazu durchgeführt, ob Welpen ihre Mutter am Geruch wiederkennen können. [2]

In einem Experiment fand er, dass 4-5 Wochen alte Welpen sich zwischen zwei Handtüchern in 84 % der Zeit für das Handtuch entschieden, dass den Geruch der eigenen Mutter trug.

Das gleiche wurde auch mit erwachsenen Hunden durchgeführt, die schon seit 2 Jahren von ihrer Mutter getrennt waren. Und auch hier bevorzugten die Hunde noch in 76% der Fälle das Handtuch mit dem Geruch der eigenen Mutter.

Daher geht man davon aus, dass sie sich noch Jahre nach der Trennung an den Geruch der Mutter erinnern können.

Nach wie vielen Jahren dies generell noch möglich ist, ist schwierig zu sagen. Die Experimente zeigen, dass Hunde ihre Mutter bis zu zwei Jahren auf jeden Fall wiedererkennen können.

In späteren Experimenten wurde die Mutter auch noch nach 10 Jahren wiedererkannt.

Es scheint also, dass die meisten Welpen ihre Mutter ihr ganzes Leben lang nie wirklich vergessen.


Empfehlung für neue Welpenbesitzer:

Bei der Online Welpenschule von Sarah Löwenstein gibt es momentan 50% Rabatt: Klicke hier für mehr Informationen zu dem Kurs*.

Banner


Referenzen:

[1] Quarks. Autobiografisches Gedächtnis. https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/darum-kannst-du-dich-nicht-an-deine-ersten-lebensjahre-erinnern/

[2] Peter G.Hepper (1992). Long-term retention of kinship recognition established during infancy in the domestic dog. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/0376635794900566